Über den Hauptmann von Köpenick

Über den Hauptmann von Köpenick

Beim Stadtteil Köpenick denkt man unweigerlich an die Posse des Hauptmann von Köpenick, die aus Carl Zuckmayers gleichnamigem Werk nach einer wahren Begebenheit und Verfilmungen bekannt geworden ist.

Wilhelm Voigt

Wilhelm Voigt, der Hauptmann von Köpenick, Foto von der preussischen Polizei

Der als Hauptmann von Köpenick bekannte gewordene Friedrich Wilhelm Voigt wurde 1849 in Tilsit als Sohn eines Schuhmachers geboren und war bereits im Alter von 14 Jahren kriminell. Viele Jahre verbrachte er im Gefängnis, u. a. wegen Diebstahls und Urkundenfälschung.

Nach seiner letzten Haftentlassung zog er zunächst nach Wismar, bekam aber wegen der Vorstrafen Aufenthaltsverbot und zog nach Rixdorf bei Berlin zu Schwester und Schwager, arbeitete dort in einer Schuhwarenfabrik. Auch dort bekam er Aufenthaltverbot, tauchte aber illegal in einer unangemeldeten Unterkunft unter.

 

Das Rathaus von Köpenick

Das Rathaus von Köpenick

1906 setzte er den als „Köpenickiade“ bekannt gewordenen Eulenspiegelstreich in die Tat um. Bei verschiedenen Trödlern hatte sich Voigt Uniformteile eines Hauptmanns des preußischen 1. Garde Regiments zusammengekauft und heuerte in dieser Uniform während des Wachwechsels auf der Straße einen Trupp Soldaten – angeblich auf höchsten Befehl – an und befahl ihnen, die Zugänge zum Rathaus abzuriegeln, ließ den Oberstadtsekretär und den Bürgermeister in ihren Büros festsetzen und bewachen. Einige anwesende Gendarmen ließ er für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Sodann ging er zum Schatzmeister und beschlagnahmte die Kasse mit 3.557,45 Mark. Die vorgelegte Quittung unterschrieb er mit Malzahn mit dem Zusatz Hauptmann im 1. Garderegiment (Malzahn war der Name seines letzten Gefängnisdirektors). Anschließend ließ er Bürgermeister und Schatzmeister unter militärischer Bewachung in gemieteten Droschken zur Neuen Wache bringen. Zeitungen schrieben, dass er sogar das Postamt für eine Stunde sperren ließ. Stadtbeamte konnten erst nach dem Abtransport der beiden Gefangenen telegrafieren.

Uniform des Hauptmanns von Köpenick

Uniform des Hauptmanns von Köpenick, ausgestellt im Köpenicker Rathaus.

Nach diesem legendären Coup soll Voigt mit dem nächsten Zug nach Berlin gefahren sein und sich bei einem Herrenausstatter zivile Kleidung besorgt haben. 10 Tage später wurde er beim Frühstück verhaftet, nachdem ein ehemaliger Zellengenosse, der von Voigts Plänen wusste, ihn bei der Polizei verraten hatte. Vom Landgericht II in Berlin wurde er dafür zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt.

Über das Motiv gibt es viele Spekulationen. Voigt betonte, er wollte einen Pass haben, sein Biograph vermutet aber, dass er vom Hörensagen 2 Millionen Mark in der Kasse vermutete. Dafür spricht auch, dass sein ehemaliger Zellengenosse Bescheid wusste, wohingegen der Umstand der Illigalität erst danach eingetreten war. Außerdem hatte er nicht nach Pässen suchen lassen.

Ganz Deutschland amüsierte sich über diesen Geniestreich, die Zeitungen schrieben ausführlich darüber und so ging Voigt als Hauptmann von Köpenick in die Geschichte ein.